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SCHWEIZ RIEMENSTALDEN ELEKTRIFIZIERUNG 1950
=== AUS DER ORIGINALLEGENDE === "Ein Dort erlebt ein Wunder. Die Schweiz gilt als das klassische Land der «weissen Kohle», der zahlreichen Stauseen und der grossartigen Kraftwerke. Unsere Bahnen werden beinah zu hundert Prozent von Elektrizitaet vorwaertsgetrieben und die Hausfrauen ganzer Staedte kennen nichts anderes mehr als den Elektro-Kochherd und den Boiler. Maenner rasieren sich elektrisch, Frauen lassen ihre Haare nach dem Waschen elektrisch trockenen und die Haare der Kinder werden elektrisch geschnitten. Ob diesem Siegeszug der Elektrizitaet, der das ganze moderne Leben beeinflusst hat, vergisst man ganz, dass es in unserm Laendchen noch Doerfchen und Weiler mit vielen Menschen gibt, die immer noch nicht aller zivilisatorischen Segnungen teilhaftig geworden sind und die ihre Nacht immer noch, nach alter Vaetersitte, mit der Petroleumlampe zu erhellen gezwungen sind. Bis vor wenigen Wochen, genau am 16. Dezember 1950, gehoerte Rimenstalden ob Sisikon, die kleinste politische Gemeinde des Kantons Schwyz, deren Einwohnerzahl unter 100 liegt, zu diesen von der grossen Welt und der Elektrizitaet Vergessenen. 1937 hatte man die ersten Versuche, den Strom aus dem Tal ins Dorf zu fuehren, unternommen. Aber wie es so zu gehen pflegt: es fand sich niemand in der Gemeinde, der die Sache richtig in die Hand genommen haette - und so blieb es beim Versuch. Als dann aber 1947, im Sommer, ein junger und energischer Pfarrer in Riemenstalden seinen Einzug hielt und dieser sich vor den vielen Schreibereien und Telefongespraechen nicht scheute, die alle Durchsetzung eines solchen Projektes notwendigerweise mit sich bringt, ging die Sache vorwaerts: Das Elektrizitaetswerk Altdorf aeusserte sich zustimmend und 1948 konnte mit den noetigen Aufnahmen begonnen werden, die zu einem Kostenvoranschlag von ca. Fr. 140'000 fuehrten. Eine enorme Summe für ein kleines Gemeinwesen. Der Bezirk, der Kanton und der Bund erklaerten sich, nach laengeren Bemuehungen, zur Erteilung von Subventionen bereit, die insgesamt jedoch lediglich 36% des Voranschlags ausmachten. Und hier nun sollte Riemenstalden sein erstes Wunder erleben. Das Altdorfer Elektrizitaetswerk bewies fuer die Sorgen und Noete der kleinen Berggemeinde warmes Verstaendnis und uebernahm die Kosten des Leitungsbaus bis zu den Haeusern von Riemenstalden fast allein! Und so kam es, dass in der Woche vor dem Weihnachtsfest, am Vormittag des 16. Dezembers, in den Haeusern zum ersten Mal die elektrischen Lampen aufleuchteten und die Einwohner die Elektrizitaet als ihr schoenstes Weihnachtsgeschenk, die Verwirklichung ihres Wunschtraumes jedoch als kleines Wunder empfanden." - Die Bauernfamilie Inderbitzin hoert in ihrem Hof bei Riemenstalden, Schweiz, eine Radiosendung, waehrend der Familienvater die Zeitung liest, aufgenommen 1950 anlaesslich der Elektrifizierung des Dorfes. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Jules Vogt)