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Im Dezember 1957 wurde auf der Strasse zwischen Weiningen und Regensdorf der Taxifahrer Giovanni Bertoldo erschossen am Steuer seines Dienstwagens aufgefunden. Der Taximord erschuetterte 1957/58 die Bevoelkerung von Zuerich. Nicht etwa, weil die Tat ueberdurchschnittlich brutal gewesen waere. Und auch nicht, weil der mehrfach vorbestrafte Schuetze Walter Kunz wie der Musterknabe von nebenan aussah. Sondern weil er selber ein Taxifahrer war – und das, obwohl er nicht einmal einen Fuehrerschein besass, geschweige denn eine Taxifahrerlizenz und schon gar keinen guten Leumund. Walter Kunz war keiner, bei dem man gerne eingestiegen waere. Das trafen einen wunden Punkt des Zuercher Taxi-Wesens – und fuehrte zu laengst ueberfaelligen Reformen. Die meisten Prozessberichterstatter aeusserten ihr Erstaunen darueber, wie adrett und gepflegt der unter Mordanklage stehende Walter Kunz auftrat. Die ihm zur Last gelegten Delikte stuenden «in einem krassen und psychologisch interessanten Gegensatz zu seinem gepflegten Aeusseren», schrieb die NZZ. Kaum zu glauben, dass er mit seinen 24 Jahren schon elfmal vorbestraft war und nun wegen Raubmord, Mordversuch und neun weiteren Delikten vor Gericht stand. Nach der Urteilsverkuendung ermahnte der Richter den Delinquenten, er solle sich doch kuenftig ebenso um den «inneren Menschen» kuemmern wie um den aeusseren. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Bgr)